Das wars ... noch lange nicht.


Rückblicke überschlagen sich in den letzten Tagen des Jahres. Jeder möchte doch nochmal danke sagen, für das was war und wie es war.  Rückblicke sind eine Gelegenheit das Jahr nochmal Revue passieren zu lassen. Das Jahr das mir so lang vorkam, wie kein anderes und das einem doch durch die Finger rieselte wie Mehl.

So viel passiert und das obwohl die Welt stillstand.  Für eine Bäckerei auf einer Insel ist es tatsächlich nicht so leicht wie man allgemein glaubt von dem zu leben was man Tut, Verantwortung für die Mitarbeiter, deren Arbeitsqualität und Gehälter ungleich schwerer. 

Dieses Jahr begann mit großen Hoffnungen und Plänen. Neue Öfen sollten die Alten ersetzen und für leichtere Arbeitsbedingungen sorgen.  Doch wenn man auf einer Insel lebt ist Mutter Natur immer am längeren Hebel, ganz egal wie oft man am Strand Müll aufsammelt. Wenn Sturm ist dann können keine Öfen mit der Fähre fahren und dann entscheidet nicht der Bäcker, die Schifffahrt oder sonst wer sondern die Natur ob die Fracht kommt oder nicht. 

So fing das schon an. Verzögerung, warten Stillstand, abwettern. Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst das das unser Jahr bestimmt. Ich hätte ihm einen Vogel gezeigt. Dachte ich immer nichts und niemand bremst den Tatendrang des Bäckers. 

Irgendwann wars geschafft. Öfen eingebaut, und damit verbunden neuen Decken und Teile des Fussbodens. Wenn schon dann ordentlich und richtig.  Endlich konnten wir mit der Abwärme der Öfen alle Mitarbeiterwohungen energetisch zu 100 Prozent versorgen. Das geht raus an Mutter Natur.  Ich hoffe sie liest mit. ;)

Apropos Mitarbeiterwohungen... Jedes Jahr ein neues Projekt an dem mittlerweile mein ganz persönliches Herz hängt.  Ich liebe es diese Wohnungen schön einzurichten und zu gestalten. Wohlfühlen über die Arbeit hinaus, emotionale Investition.  Das bekommen wir zu 100 Prozent zurück. Auf unsere Mitarbeiter sind wir mehr als stolz. 

Der März hat uns dann einfach mal die Handbremse reingeknallt.  Unsere Mitarbeiter aus Bulgarien waren gerade eine Woche da, ich verzweifelt und der Bäcker, erhobenen Hauptes nach Lösungen suchend. 

Die temporäre Lösung, ein Spargelhof bei Bremen dem dringend Arbeitskräfte fehlten. Stundenlang am Telefon, und immer im  Gespräch mit unseren Mitarbeitern. Diese Tage werde ich niemals vergessen und sind nur schwer zu beschreiben. Voller Angst, Emotionen und voller Mut. Sorge um Mitarbeiter und Sorge  um eine Bäckerei die jeden Tag ihr Bestes gibt. Sorge für mehrere Leben. 

Ich als Goldschmiedin musste den Laden schließen. Der Bäcker, der sich als Nahversorger versteht ging jeden morgen zur Arbeit. Unbeirrt davon das es zuwenig Brötchen für zu große Öfen sind. Mehr als einmal bewunderte ich seinen felsenfesten Willen.  

Kuchen für Insulaner und Bäckerretterkarten, Onlineshop mit Robinson Crusoe Broten. Kein Stillstand trotz Stillstand. 

Ostern war eine kleine private Premiere. Der Bäcker hatte zum ersten Mal frei. Ein bisher unbekanntes Gefühl, wuchs er in einer Bäckerfamilie auf und kannte das nichtmal als Kind.  ...und wir waren am Strand, einfach so und bei schönstem Wetter.  Tiefe Dankbarkeit für diesen Moment an den ich heute als einen der besten Tage des Jahres zurückdenke. 

Im Mai ein Fernsehbeitrag im NDR. Rückblick auf eine Welt vor der Stunde null. Gedreht 2019 im Hochsommer. Alle Gefühle auf einmal, kamen an diesem Tag zusammen. Schön war es zu sehen tatsächlich und ein Lichtblick. 

Der Sommer kam und umso wärmer die Tage umso mehr gab es zu tun.  Plötzlich waren alle wieder da. Zwölf Stunden Tage wieder normal und das gaukelte einem fast so etwas wie Normalität vor. 

Selbst das nachzeichnen der Abstandslinien gehörte bald zum Alltag. Wie schnell man sich an Pandemien gewöhnt? Wir möchten sie trotzdem nicht mehr. 

Ganz still dachten wir über Neues nach. Wohl überlegt Neues planen, Ziele ansprechen, Gedanken zu Taten formen. 

Im Oktober endete die Saison so plötzlich wie sie begonnen hatte.  Die letzten Saisonkräfte fuhren nachhause.  Das Haus war wieder fast leer.  

Die Pläne aus den lauen Sommernächten nehmen nun zusehend Gestalt an. Der Bäcker teilt demnächst sein Haus mit meiner Goldschmiede.  Das Atelier für Brot und Gold. Der Ort an dem unser beider Träume, Ziele und Visionen eins werden dürfen. Gemeinsam in die gleiche Richtung blicken, am gleichen Strang ziehen und jede Redewendung die es dazu gibt, passt plötzlich wie Arsch auf Eimer. 

Der zweite Lockdown trifft uns nicht so unvorbereitet aber genauso hart. 

Im Januar nun wird es das erste Mal seit sieben Jahren so sein, dass der Bäcker  alle Maschinen und Anlagen herunter fährt und wirtschaftliche Betriebsferien machen muss.  Der Nahversorger hat auch sich und seinen Mitarbeitern gegenüber eine Sorgfaltspflicht zu tragen. 

Dieses Jahr hat mit gezeigt, was man mit Mut erreicht, das Aufgeben niemals eine Option ist und das gemeinsam alles zu schaffen ist. 

Für das, was das Herz des Bäckers mir bedeutet, gibt es keine Worte die groß genug sind.   

Wir wünschen euch einen ruhigen und sorgenfreien Blick auf das Jahr 2021 und einen friedlichen Abschied aus 2020.  Wir freuen uns, wenn wir uns im Sommer wiedersehen oder euch neu kennenlernen. Ihr wisst wo ihr den Bäcker und mich findet. Das Atelier für Brot und Gold ... ist unser Zustand Glück und wir laden euch ein Teil zu sein. 

Auf 2021 auf Euch... 

Alles Liebe Martina 

 

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